(M)eine Kreisgeschichte(n)

[M]eine Kreisgeschichte (30)

An diesem Tag verlief der Kreis im Zick-Zack.

Irgendwie war jeder mal an der Reihe das Team verlassen zu wollen. Irgendwie war jeder mal schuld an irgendwas. Irgendwann war wieder Stille bis Dave eröffnete, aus privaten Gründen, die Tour beenden zu wollen. Darüber hinaus würde er seinen Lebensmittelpunkt künftig nach Jena verlagern und stünde somit auch dem weiteren Projekt nur noch eingeschränkt zur Verfügung.

Für Nadine stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass sie die Tour abbrechen würde, was beinahe automatisch zur Folge hatte, dass Paul sie begleitete und ebenfalls die Tour an diesem Punkt beenden würde. Traurigkeit machte sich breit als wir erkannten, dass nur drei von uns den letzten Teil der Tour fahren würden. Als wir am gefühlten Endpunkt der Stille ankamen, dort wo es scheinbar nichts mehr zu sprechen gab, begann die dritte Phase nach Scott Peck.

Der Raum der Leere und Stille.

Vielleicht wussten wir auch irgendwie, dass wir als Team, so wie bis dahin, nicht langfristig funktionieren würden, weshalb ein Wechsel in die vierte Phase, dem authentischen Raum, nicht möglich gewesen war.

Der letzte Tag unseres Kreismarathons, Tag 3, endete mit einem privaten und letzten Konzert von und für uns im Spaceship der Bahai. Wir verabschiedeten uns voneinander und ich mich von der Vorstellung, fortan beruflich in diesem Team zu arbeiten.

Während Paul, Dave und Nadine im Nachtbus Richtung Heimat saßen fuhren Martin, Heiko und ich weiter Richtung Calais um in den frühen Morgenstunden des Folgetages die Fähre auf die britischen Inseln zu erreichen.

Das Ende ist (doch nicht) der letzte Akt.

Gezeichnet vom Schlafmangel und dem emotionalen Auf- und Ab der letzten Tage, wurde ich zum weinerlichen Drachen. Wurde ich nicht angesprochen war ich traurig. Wurde ich angesprochen, reagierte ich gereizt und fauchte.

Obgleich die letzten Tage für eine scheinbare Stärkung der Verbindung zwischen Martin und mir gesorgt hatten, war die Stimmung zwischen uns quasi nicht mehr existent. In einem dieser unzähligen Kreise hatte ich von der Gruppe das Feedback erhalten, mich wie eine Mutter vor Martin gestellt zu haben. Dieses Feedback begann jetzt in mir zu arbeiten. Seine scheinbare Unbeholfenheit brachten mich fortan, mehr denn je, zur Weißglut.

Innerhalb der nächsten 48 Stunden legten wir ungefähr 1 000 Kilometer zurück um schließlich am Zielort, des irischen CircleWay-Summercamp, anzukommen.

Die sommerliche Wärme war dem typisch irischen Wetter gewichen. Am Camp-Ort angelangt, nutzte ich die Mittagspause der anderen um den Camper allein aus- und wieder einzuräumen. Ich hatte diese Arbeit als Frustabbau und Ausrede zum Alleinsein genutzt.