(M)eine Kreisgeschichte(n)

[M]eine Kreisgeschichte (28)

Trotz einiger hitziger Diskussionen flogen die Tage in Österreich dahin. Bereits sieben Tage später war alles im Kasten, das Camp vorüber und wir auf die Abfahrt Richtung Irland eingestellt. Erneut gab es einen theoretisch-geplanten Abfahrtstermin.

Worst-Case – Circulus Maximus

Begleitet von der Tatsache das der Camper, während unseres Camp-aufenthaltes, direkt neben einem riesigen Misthaufen geparkt hatte und er während des letzten Regens von abfließendem Gülle-Wasser umspült wurde, mussten dementsprechend vor Fahrtantritt sämtliche Fußmatten, Stühle, Tische und Kabel von Jauche befreit werden. Was erneut die geplante Abfahrt verzögerte.

Statt einander zu unterstützen, verbrachten wir viel Energie darauf herauszufinden, wer denn jetzt schuld daran sei, dass wir schon wieder „zu spät“ waren. Platt vom Kämpfen fuhren wir, mal wieder nachts, quer durch Deutschland Richtung Frankfurt am Main.

Während der Fahrt hatte Dave begonnen, wie wild mit dem Zollamt zu telefonieren. Er hatte keinen gültigen Personalausweis dabei und wie wir erfuhren wäre der Grenzübertritt nach Großbritannien und Irland ohne diesen gar nicht möglich. Irgendwann gegen 02.30Uhr wurde ihm telefonisch versichert, er könne sich am Folgetag im Ordnungsamt in Frankfurt ein vorläufiges Dokument, als Zeugnis seiner Existenz und deutschen Staatsangehörigkeit, ausstellen lassen.

Bis dahin hatten wir auf einem Rastplatz angehalten und geschätzte 2,7 Mio Ideen auserkoren, was wir jetzt, wie, tun könnten. Die Ideen reichten von “Dave fährt mit dem Nachtbus nach Hause und kommt in zwei Tagen mit dem Dokument wieder”, über “Paul und Dave fahren gemeinsam nach Cottbus und fliegen nach Irland” bis hin zu “Dave kommt gar nicht mit”.

Diese Ideen- und Möglichkeiten-Flut als auch die mangelnde Entscheidungsfähigkeit erzeugten aus der vorhandenen Grundstimmung, absolutes Chaos. Übernächtigt und gestresst erreichten wir einen Vorort von Frankfurt am Main. Martin kannte sich in dieser Gegend aus und lotste uns zu einem freien Feld, auf dem wir ein paar Stunden Schlaf erfahren wollten.

Irgendwie ging es dann alles ganz schnell.

Fünf Minuten bevor wir den Stellplatz erreichten, explodierte die Bombe. Ein Wort gab das andere. Geschreie. Zwei Menschen brüllten. Einer brüllte. Der Bus kam zum Stehen, die Tür flog auf, dann wieder zu. Stille.

Wie in Trance erwachten Martin und ich nach ungefähr 4 Stunden “Augen-zu”. An regenerierenden Schlaf war, aufgrund des Gesamtzustands, nicht zu denken gewesen.

“Surreal” war das einzige, was ich noch denken konnte.